Daten im Fluss: SAP-Schnittstellen und Integration
Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen ist ein riesiges Puzzle. Es besteht aus vielen einzelnen Teilen, von denen jedes eine eigene Abteilung darstellt. Jetzt müssen Sie die Teile nur noch zusammensetzen, um das Bild im Ganzen sehen zu können. Doch an manchen Stellen fehlen wichtige Puzzleteile. Hier kommen (SAP-)Schnittstellen ins Spiel. Zugegeben, eine sehr plakative Darstellung. Weniger bildhaft erklären wir in diesem Blogbeitrag, was genau eine SAP-Schnittstelle ist. Wir untersuchen, warum man eine solche Schnittstelle braucht und welche Bedeutung die SAP-Anbindung für Digitalisierung und Automatisierung haben.
Folgenden Fragen gehen wir dabei einmal genauer auf den Grund:
Was ist eine SAP-Schnittstelle?
SAP ist einer der größten Softwareanbieter weltweit. Die ERP-Software deckt mittlerweile sämtliche Kernprozesse eines Unternehmens ab – von Vertrieb und CRM, über die Materialwirtschaft, die Finanzbuchhaltung und Controlling bis hin zu Personalprozessen. SAP fungiert als unternehmensweite Daten- und Prozessplattform für verschiedene Anwendungen. Um das Potenzial der SAP-Daten jedoch voll ausschöpfen zu können, benötigt man eine SAP-Schnittstelle. Diese ermöglicht die Integration des SAP-Systems in Drittumgebungen.
Buchhaltungsdaten, Finanzberichte, Profit-Center-Rechnungen etc.: In SAP werden sämtliche betriebswirtschaftliche Daten eines Unternehmens verwaltet. Doch erst durch die Anbindung an ein entsprechendes Zielsystem kann ein Unternehmen diese Datenmengen verarbeiten und für detaillierte Analysen, Monitoring und Controlling nutzen. Die SAP-Daten werden „transparent“. Das Unternehmen erhält einen genauen Überblick über die finanzielle Performance. Dadurch kann es eventuelle Abweichungen schneller erkennen und die Daten für wichtige Geschäftsentscheidungen nutzen.
Eine SAP-Schnittstelle ist also eine Verbindung zwischen SAP und einem Third-Party-System. Sie stellt eine reibungslose Kommunikation sicher und ermöglicht den Austausch und die Verarbeitung von Daten. Auf diese Weise können Unternehmen, die beispielsweise SAP ERP, SAP S/4HANA oder ein anderes System im Einsatz haben, zusätzliche Lösungen problemlos an das SAP-System anbinden.
Warum braucht man SAP-Schnittstellen?
In vielen Unternehmen besteht ein großer Bedarf, SAP-Daten auch in Umgebungen außerhalb des SAP-Systems zu nutzen. SAP-Schnittstellen werden benötigt, um die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen SAP-Systemen und externen Drittumgebungen, die nicht auf SAP-Technologie basieren, zu ermöglichen. Die Schnittstelle extrahiert die Daten und bereitet sie so auf, dass das SAP-System sie „versteht“. Sie sorgt für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen SAP- und Fremdsystem und unterstützt dadurch, die Datenkonsistenz sicherzustellen, Geschäftsprozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Quasi wie eine digitale Brücke im Datenverkehr.
Um beispielsweise tiefere Einblicke in Geschäftsdaten zu gewinnen, setzen Unternehmen häufig spezielle Business Intelligence und Analysetools (BI & Analytics) ein. Diese Tools nutzen und verarbeiten SAP-Daten, um umfangreiche Berichte und interaktive Dashboards zu erstellen. Auf diese Weise können Unternehmen Trends identifizieren, Muster erkennen und daraufhin fundierte Entscheidungen treffen.
Eine weitere wichtige Anwendung ist die Automatisierung von Geschäftsprozessen wie z. B. Bestellprozesse, Aufgaben im Rechnungswesen, der Lagerverwaltung und anderen operativen Abläufen. Mit der Integration von SAP-Daten in Workflow- und Automatisierungslösungen (Prozessintegration), können manuelle Aufgaben minimiert und Prozesse beschleunigt werden.
Darüber hinaus nutzen Unternehmen zunehmend Cloud-Speicherlösungen (Cloud Storage) sowie Data Warehouses (DWH) und Data Lakehouses. Damit können große Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen gesammelt, organisiert und für die weitere Verarbeitung aufbereitet werden. Die Integration von SAP-Daten in diese Umgebungen erweitert die Nutzungsmöglichkeiten: Sie ermöglicht genauere Analysen und Berichte sowie den unternehmensweiten Zugriff auf wichtige Informationen.
Vorteile und Nutzen von SAP-Integration im Überblick:
Systemgrenzen und Datensilos aufbrechen, für konsistente Daten:
In erster Linie geht es darum, Datensilos aufzulösen und SAP-Daten auch außerhalb von SAP nutzen zu können, ohne den Aufwand einer doppelten und manuellen Datenpflege. SAP-Schnittstellen sorgen für eine konsistente Datenbasis in unterschiedlichen Systemen. In SAP erfasste Daten können automatisch und ohne manuellen Eingriff echtzeitnah in Drittsysteme übertragen werden. Dadurch werden Fehler und Inkonsistenzen reduziert und Unternehmen können wichtige Geschäftsentscheidungen auf Basis aktueller und relevanter Informationen treffen.
Integrierte und automatisierte Geschäftsprozesse:
Die meisten Unternehmen nutzen häufig unterschiedliche Software-Systeme für verschiedene Geschäftsfunktionen, wie Finanzwesen, Personalwesen, Produktion und Vertrieb. SAP-Schnittstellen ermöglichen eine nahtlose Integration dieser Systeme und sorgen durch die Automatisierung von Aufgaben für effizientere Geschäftsprozesse. Zum Beispiel können Materialbestellungen im SAP-System automatisch an den Lieferanten weitergeleitet werden. Dadurch wird der Bestellprozess vereinfacht und beschleunigt.
Flexibilität und Skalierbarkeit:
SAP-Schnittstellen bieten Unternehmen die Flexibilität, neue Anwendungen oder Systeme kostengünstig in ihre bestehende SAP-Infrastruktur zu integrieren, ohne die gesamte IT-Struktur neu gestalten zu müssen. Dies erleichtert die Skalierbarkeit und Anpassung an sich ändernde Geschäftsanforderungen.
Die Technologien der gängigsten SAP-Schnittstellen:
SAP-Standardschnittstellen und externe SAP-Schnittstellen (Middleware) nutzen unterschiedliche Technologien und Methoden. Diese dienen der Kommunikation und dem Datenaustausch zwischen SAP- und Nicht-SAP-Systemen. Welche verschiedenen SAP-Schnittstellentechnologien es gibt und wann sie zum Einsatz kommen, ist hier im Überblick dargestellt.
IDoc steht für Intermediate Document und ist ein SAP-Format für den Datenaustausch zwischen SAP-Systemen und externen Systemen. IDocs sind strukturierte Nachrichten, die verwendet werden, um Daten sicher und effizient zwischen verschiedenen Anwendungen auszutauschen.
ALE ist ein Framework, das für die asynchrone Kommunikation und den Datenaustausch zwischen verschiedenen SAP-Systemen verwendet wird. Es basiert auf IDocs und bietet eine Methode zur Replikation von Daten zwischen den Systemen.
RFC ist eine Schnittstelle, die es Anwendungen ermöglicht, Funktionen und BAPIs (Business Application Programming Interfaces) in SAP-Systemen aufzurufen und Daten zwischen den Systemen auszutauschen. Dies ist eine der ältesten und immer noch weit verbreiteten Methoden zur Integration von SAP-Systemen. BAPIs sind standardisierte Programmierschnittstellen der SAP-Business-Objekte für die Kommunikation und den Datenaustausch zwischen SAP-Systemen sowie zwischen SAP und Drittanwendungen.
Simple Object Access Protocol (SOAP)
SAP-Systeme unterstützen Web Services und SOAP als Kommunikationsprotokoll. Mit Web Services können Funktionen und Daten in SAP-Systemen aufgerufen und Daten zwischen verschiedenen Anwendungen ausgetauscht werden.
RESTful APIs (Representational State Transfer Application Programming Interfaces)
RESTful APIs sind leichtgewichtige, HTTP-basierte Schnittstellen, die oft für die Integration von SAP-Systemen mit webbasierten Anwendungen und mobilen Apps verwendet werden.
OData
OData ist ein von SAP entwickeltes Protokoll für den Datenaustausch und die Abfrage von Daten aus SAP-Systemen. Es ermöglicht den einfachen Zugriff auf SAP-Daten über standardisierte HTTP-Anfragen.
SAP selbst stellt Entwicklern zwei leistungsstarke Konnektoren zur Verfügung, um die Integration von SAP-Systemen mit Anwendungen in anderen Technologien zu ermöglichen. Der SAP.Net Connector ist speziell für .NET-Anwendungen konzipiert. Der SAP Connector hingegen ermöglicht die Integration von SAP-Systemen mit Java-Anwendungen. Es ist erwähnenswert, dass einige externe Anbieter, wie z. B. Theobald Software mit ERPConnect Alternativen zum SAP .Net Connector anbieten, um Entwicklern zusätzliche Flexibilität bei der Integration von SAP in Nicht-SAP-Anwendungen zu bieten.
SAP-eigene Schnittstelle oder externe Schnittstelle?
SAP bietet eigene Standardschnittstellen an. Diese dienen dazu, den Daten- und Informationsaustausch und die Integration von SAP-Systemen mit externen Anwendungen zu vereinfachen So erfolgt beispielsweise die Integration einer externen HR-Software über eine Standardschnittstelle, um Mitarbeiterinformationen wie Personalstammdaten oder Gehaltsinformationen zu synchronisieren. Diese von SAP angebotenen Schnittstellen sind standardisiert. Das ermöglicht Anbietern von Drittanwendungen, ihre Systeme so anzupassen, dass sie nahtlos mit SAP-Systemen wie SAP ERP, SAP S/4HANA und anderen kommunizieren können.
Mit der SAP Cloud Platform Integration bietet SAP eine Cloud-basierte Lösung, die Unternehmen bei der Integration von SAP-Systemen mit Cloud-Anwendungen und SaaS-Plattformen unterstützt. Das SAP GUI Scripting ermöglicht darüber hinaus die Automatisierung von Interaktionen – sowohl die Aufzeichnung als auch die Wiedergabe – mit dem SAP GUI direkt aus externen Anwendungen.
Eine SAP unabhängige Alternative hierzu stellt z. B. das yunIO Transaction Feature von Theobald Software dar. Mit diesem können beliebige SAP-Transaktionen aufgezeichnet werden. Das ist besonders nützlich für RPA-Szenarien, in denen Benutzerinteraktionen mit dem SAP GUI simuliert und die Ausführung von Transaktionen programmiert werden können. Wiederkehrende Routineaufgaben und Prozesse können so ganz einfach automatisiert werden.
Herausforderungen bei Standardschnittstellen von SAP
Es gibt aber auch Konstellationen, in denen eine Integration über die SAP-eigenen Standardschnittstellen nicht möglich oder nicht die beste Wahl ist. Dies hängt häufig mit Inkompatibilitäten zusammen. Zum Beispiel, wenn die Drittumgebung nicht auf SAP-Technologie basiert und daher nicht reibungslos mit den SAP-Standardschnittstellen interagieren kann.
Nicht alle Zielsysteme sind gleichermaßen anpassungsfähig für eine Integration über SAP-Standardschnittstellen, insbesondere wenn spezielle Geschäftsanforderungen über die Standardfunktionalität von SAP hinausgehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist, wenn ein Unternehmen einen dedizierten Prozess für die Auftragsabwicklung verwendet, der nicht von den SAP-Standardschnittstellen abgedeckt wird.
In solchen Fällen sind Anpassungen der Standardschnittstellen erforderlich, z. B. durch spezielle Erweiterungen oder Modifikationen. Um die Kompatibilität mit den neuesten Systemversionen zu gewährleisten, können auch Updates und Upgrades sowohl im SAP-System als auch in der Drittumgebung erforderlich sein. Darüber hinaus können sich Benutzeranforderungen im Laufe der Zeit ändern. Dies bedeutet weitere Anpassungen der Standardschnittstellen, um den neuen Anforderungen in Bezug auf Benutzerfreundlichkeit, Funktionalität oder die Integration zusätzlicher Systeme gerecht zu werden. Die Folge: ein langfristig hoher Wartungsaufwand.
Nicht zuletzt erfordert die Implementierung der SAP-eigenen Standardschnittstellen fundiertes technisches Know-how sowie ABAP-Programmierkenntnisse, um Anpassungen an den Schnittstellen vorzunehmen oder kundenspezifische Integrationen zu entwickeln. Dies bedeutet einen zusätzlichen Schulungsaufwand.
Warum und wann ist eine externe SAP-Schnittstelle sinnvoll?
Für diese Fälle kann der Einsatz von externen Schnittstellen (Middleware) wie z. B. von Theobald Software notwendig sein. Externe SAP-Schnittstellen sind oft vielseitiger und flexibler. Sie können eine Vielzahl von Drittanwendungen einfach, schnell und nahtlos in eine bestehende IT-Infrastruktur und SAP-Systeme integrieren. Sie bieten spezielle Funktionen zur Anbindung unterschiedlichster Zielsysteme wie Datenbanken, BI- und Analytics-Tools und Cloud-Lösungen. Zudem können Massendaten aus SAP extrahiert und verarbeitet werden.
Erfahrene, langjährige SAP-Partner verfügen über umfangreiches technisches Know-how in der SAP-Technologie und -Integration. Zudem basieren diese externen Schnittstellen häufig auf SAP-zertifizierten Technologien. Diese gewährleisten eine nahtlose Integration mit verschiedenen SAP-Systemen.
Die Zertifizierung stellt sicher, dass die Schnittstellen den strengen Qualitätsanforderungen von SAP entsprechen, und Sicherheit, Stabilität und Performance gewährleistet sind. Dies ist entscheidend, um das Risiko von Kompatibilitätsproblemen und unerwarteten Ausfällen zu minimieren. Externe SAP-Schnittstellen können somit besser in bestehende Infrastrukturen integriert werden, was die Implementierung, Wartung und Validierung erleichtert. Die Verwendung zertifizierter Schnittstellen wird daher dringend empfohlen.
Externe SAP-Schnittstellen haben zudem verschiedene Lizenzmodelle, die meist kostengünstiger sind als SAP-eigene Lösungen. Das ist insbesondere für mittelständische Unternehmen sowie für Konzerne mit speziellen Anforderungen von Vorteil.
Die Entscheidung zwischen SAP-eigenen Standardschnittstellen und externen Schnittstellen hängt letztlich von verschiedenen Faktoren ab. Darunter den individuellen Anforderungen, Zielen und der IT-Infrastruktur eines Unternehmens. Externe SAP-Schnittstellen können jedoch eine leistungsstarke Option darstellen. Vor allem, wenn eine flexible, einfach zu implementierende und kostengünstige Integration erforderlich ist.
Planen Sie ein Integrationsprojekt und suchen nach einer geeigneten Schnittstellenlösung? Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie SAP-Schnittstellen Ihre Geschäftsprozesse verbessern können? Wir stehen Ihnen gerne für Ihre Fragen oder eine unverbindliche Beratung zur Verfügung.
Denise Brüggemann
Denise ist Marketing-Managerin bei Theobald Software mit Leidenschaft für zielgerichtete Content-Erstellung und Kommunikation. Ob in Form vom Blog-Beiträgen, Webseitentexten, Social Media oder Offline-Inhalten – sie versteht es, unsere Zielgruppen mit relevanten Inhalten rund um SAP-Integration und SAP-Prozessautomatisierung zu begeistern.
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